UX Researchrin - Franziska Aydt

Mehr Anleitung würde dir helfen?

Die passende UX Research Methode wählen: Ein Leitfaden für User Experience Professionals

Die Wahl der richtigen UX Research Methode ist keine exakte Wissenschaft, sondern eine Kunst, die Erfahrung und Flexibilität erfordert. Indem Sie Ihre Ziele, Ressourcen und den Projektkontext sorgfältig abwägen, können Sie die Methoden auswählen, die Ihnen die wertvollsten Erkenntnisse für Ihr spezifisches Projekt liefern. Denken Sie daran: Die beste Methode ist diejenige, die Ihnen hilft, Ihre Nutzer besser zu verstehen und ein Produkt zu schaffen, das ihre Bedürfnisse optimal erfüllt.

Das Problem Statement als Ausgangspunkt zur Auswahl der UX Research Methode

Das Ziel von UX Research sollte es immer sein, ein bestehendes Problem oder eine Fragestellung zu lösen. Wenn die Methoden zum Selbstzweck werden, werden Resourcen, Zeit und das oft hart erkämpfte Vertrauen in die Abteilung verschwendet. Um dies zu verhindern, sollen im Folgenden typische Probleme aufgelistet werden, mit denen Sie Ihre Fragestellung abgleichen und daraus die passende Methode abgeleiten können.

Wird das Produkt so genutzt/verstanden, wie sich das Projekt-Team sich die Nutzung vorstellt?

Das Team fragt sich also, ob das Produkt so verstanden/genutzt wird, wie gedacht. Wenn das der Fall ist, gibt es verschiedene Methoden, um dies herauszufinden, abhängig davon, was bereits bekannt ist.


  • Die niedrigschwelligste und allgemeinste Methode ist ein Usability-Test. Dabei wird das Produkt in einer beliebigen Form, abhängig vom Stand des Projektes, dem Nutzer zur Verfügung gestellt und die Nutzung entweder beobachtet oder aufgezeichnet.

  • Ist die Fragestellung spezifischer, zum Beispiel wenn es um das Verständnis der Informationsarchitektur geht, ist ein Cardsorting oder Treetesting das Mittel der Wahl.

  • Soll die Nutzung im Kontext des Nutzers verstanden und beobachtet werden, eignen sich Nutzertagebücher und Contextual Inquireys.

Gibt es Probleme im bestehenden Design, die noch nicht aufgefallen sind?

Soll das Produkt auf Qualität geprüft werden, oft weil es sich schon in einem späteren Stadium der Entwicklung befindet, können folgende Methoden in Frage kommen.


  • Ein Usability-Test ist eine sehr allgemeine Methode, bei der Nutzer im Zusammenhang mit dieser Fragestellung möglichst unmoderiert bei der Nutzung des Produktes beobachtet werden. Sollte genutzt werden, in mittleren und späten Stadien des Produktzyklus.

  • Die niedrigschwelligste Methode hier, ist das Expert Review. Dabei werden die Erfahrungen und Best-Practices von Experten genutzt, um in Situationen mit wenig Zeit und wenigen Ressourcen die Qualität des Produktes zu verbessern.

  • Sollen schon früh im Prozess oder beim Weiterentwicklen eines Produkts tiefergehende Erkenntnisse erlangt werden und stehen genügend Ressourcen zur Verfügung, eignen sich Nutzertagebücher.


Welche Features wünschen/brauchen Nutzer oder welche Bedürfnisse haben Nutzer im Allgemeinen?

Wenn zusätzliche Feature-Ideen generiert werden sollen, um Nutzeranforderungen und Bedürfnissen gerecht zu werden, können folgende Methoden zur Hilfe genommen werden:


  • Bei einer geringen Verfügbarkeit von Zeit und Ressourcen eignen sich Workshops mit Stakeholdern. Oft kann so das interne Wissen des Unternehmens genutzt werden, um schnell zu kostengünstigen Antworten zu kommen.

  • Wer eine niedrigschwellige Methode sucht, bei der Input von Nutzern gegeben wird, kann von Fokusgruppen profitieren.

  • Wer mittlere Ressourcen und Zugang zu Nutzern hat, die bereit sind, sich von Researchern begleiten zu lassen, kann Contextual Inquireys nutzen. Agenturen bieten oft Zugang zu solchen Nutzern, sind aber natürlich deutlich teurer.

  • Wenn man als Researcher mit viel Zeit gesegnet ist, profitiert man insbesondere von Nutzertagebüchern, die Informationen nicht nur über die Nutzung, sondern auch über den Kontext geben können und von denen man noch längere Zeit profitieren kann.

Welche von mehreren Feature Varianten ist die beste in Bezug auf Nutzerzufriedenheit oder Umsatz?

Wenn sich der Informationsbedarf auf den Vergleich von vorhandenen Features bezieht, ist sowohl ein klassischer A/B-Test (wenn technisch darstellbar), als auch ein Blick in die Trackingdaten ein hervorragender Weg, um Klarheit zu schaffen. Ist ein Feature noch nicht live, kann als Hilfsmittel ein vergleichender Usability-Test zur Hilfe genommen werden, bei dem beide Optionen randomisiert nacheinander vorgestellt werden und der Favorit abgefragt wird.

Wie sieht die Nutzerbasis des Produktes aus?

Wenn dem Unternehmen Einblicke in die eigene Nutzerbasis fehlen, kann eine Vielzahl von Methoden genutzt werden, um Wissen aufzubauen. Es ist für Teams grundsätzlich wichtig, gewisse Informationen über Ihre Nutzerbasis zu sammeln und zu dokumentieren. Dies geschieht in den meisten Fällen mit folgenden Mitteln.


  • Personas können mit wenigen Ressourcen und unter Zuhilfenahme von verschiedenen Tools entwickelt werden. Sie helfen, die wenig plastische Idee von hypothetischen Nutzern besser in Diskussionen einzubringen. Alternativ sind auch Kundensegmente ein hilfreiches Mittel, das besonders dann hilft, wenn Kunden sich gut in Gruppen aufteilen lassen, die sich in ihrem Verhalten und ihren Interessen vermutlich deutlich unterscheiden.

  • Ein weiteres Mittel, das als grundlegendes Tool für gute UX Arbeit gilt, ist eine Customer-Journey. Sie hilft dem Team, Features zu einem ganzheitlichen Produkt zusammenzufügen und die Nutzerbedürfnisse in den einzelnen Schritten nicht zu isolieren, sondern in einem Kontext zu sehen.

Entspricht die vermutete User Journey dem realen Prozess?

Sowohl die Personas/Segmente sind lebende Dokumente, die vor allem, wenn sie neu sind, mit neuem Wissen gefüttert und validiert werden müssen. Dazu eignen sich folgende Mittel.


  • Nutzertagebücher helfen mit ihren breiten Informationen sowohl über die Nutzung als auch über den Kontext, die Nutzung des Produktes über verschiedene Touchpoints hinweg zu dokumentieren. Sie sind geeignet für Teams, die bereits erste Erfahrungen mit ihren Nutzern gemacht haben und ihr Wissen über sie vertiefen bzw. validiern wollen.

  • Eyetracking hilft besonders bei Features oder Produkten, die viele Informationen auf einmal zeigen. Um zu validieren, dass die Aufmerksamkeit der erwarteten Customer-Journey entspricht. Eyetracking gehört zu den Ressourcen intensiveren Methoden, sollte also erst nach grundlegenderen Methoden angewendet werden.

Zum Abschluss:

Mit diesen Problemstatements können in den meisten Situationen Methoden gewählt werden, die der Situation anegemssen sind. Wenn Sie sich weiterhin unsicher fühlen und eine persönliche Anleitung wünschen, kontaktieren Sie mich gerne über den anschließenden Link. Dort kommen Sie zu meiner Freelancer-Seite, auf der ich sowohl tiefere Anleitungen als auch persönliche Beratung anbieten kann.